Rassenwahn oder Wissenschaft

L. Segal, E. Walraph

Bereits die ältesten Gemeinschaften und die Sklavenhaltergesellschaften haben die Ungleichheit der Menschen, das Recht des Stärkeren und des Klügeren zum Prinzip erhoben. Um die Hierarchie der verschiedenen Klassen und die Überlegenheit der oberen Schichten zu rechtfertigen, erfanden die griechischen Denker eine Legende, die die Ungleichheit der Menschen untereinander beweisen sollte.
Der Philosoph Platon 427 - 347 v. Ztr. legte seinem Lehrer Sokrates folgende Worte in den Mund: "Ihr alle im Staat seid Brüder, so erzählen wir ihnen im Märchen. Gott aber, der Schöpfer, hat euch, die zu Herrschern berufen sind, Gold bei eurer Erschaffung beigemischt, weshalb ihr auch die Geehrtesten seid. Den Helfern gab er Silber bei. Eisen und Kupfer den Bauern und Handwerkern. Weil ihr alle verwandt seid, erzeugt ihr zumeist Kinder nach eurer Art….Den Herrschern befiehlt Gott vor allem am meisten … nichts so scharf zu bewachen wie ihre Kinder, welcher Stoff ihren Seelen beigemischt ist. Wenn ihr Spross Erz oder Eisen mitgemischt erhalten hat, dann dürfen sie sich in keiner Weise erbarmen, sondern müssen ihm die seiner Natur zukommende Stellung geben und ihn an Handwerkern und Bauern verstoßen, wenn aber von diesen Ständen ein Kind Gold und Silber bei sich trägt, dann müssen sie es ehren und empor führen…da ein Wahlspruch besteht: dann wird der Staat vergehen, wenn ihn ein eiserner oder eherner Wächter bewacht!
Diesen Mythos ihnen glaubhaft zu machen, hältst du das irgendwie für möglich?" (Platon, Der Staat, 1958). Während Platon eine Legende, eine Unwahrheit schuf, um die soziale Hierarchie zu rechtfertigen, versuchte sein großer Schüler Aristoteles die Ungleichheit der Menschen bereits mit biologisch - wissenschaftlichen aber unbewiesenen Argumenten zu erklären. Er vertrat den Standpunkt, es gebe Menschen, die von Natur aus Sklaven seien, die zwar in ihrer äußeren Erscheinung gleich aussähen wie die anderen, aber nichtsdestotrotz von Geburt an zur Unterwerfung bestimmt seien, wie ihre Herren von Geburt an dazu bestimmt seien, über sie zu herrschen. Haustiere, so sagt er, seien besser daran, wenn ihre Halter über sie bestimmten und genauso seien bestimmte Menschen besser daran, wenn ihr Verhalten bestimmt werde. " Denn der ist von Natur ein Sklave, der eines anderen sein kann - weshalb er auch eines anderen ist". [1]
Sowohl in der Gesellschaft der Antike, als auch im Mittelalter und bis in die Neuzeit hinein wurden die Menschen in Herren und Sklaven, in Freie und Unfreie unterteilt. Dabei konnten Herr wie Knecht derselben ethnischen Gruppe, demselben Volk angehören. Die Rangordnung wurde durch angebliche Verdienste aber vor allem durch die politischen und ökonomischen Machtverhältnisse bestimmt.
Um die Ausrottung der Ureinwohner Amerikas im 16ten und 17ten Jahrhundert zu rechtfertigen, erklärten die Spanier und Portugiesen, sie müssten Indianer zum Christentum bekehren. Dabei vernichteten die Spanier die verhältnismäßig primitiven Indiostämme der karibischen Inseln innerhalb von 50 Jahren durch Zwangsarbeit und eingeschleppte Seuchen. In Mittelamerika - vor allem in Mexiko - erkannten die Kolonisten sehr bald, dass es bedeutend profitabler und nützlicher sei, die Eingeborenen auszubeuten. Wobei es für die Europäer ein leichtes war, die Indios zu identifizieren. Schwieriger war es festzustellen, wer indianischer Abstammung war, wenn derjenige spanisch sprach und von einer spanischen Familie erzogen worden war. Damals, nach der Vertreibung der Araber und Juden, hatte man in Spanien den Begriff des " Sangre pura", des "reinen Blutes" geschaffen, um die zwangsgetauften Christen von den wahren Gläubigen zu unterscheiden. In den Kolonien wollte man es vor allem vermeiden mit Indiomischlingen, also denjenigen die nicht "reinen Blutes waren", das Gold und die Macht zu teilen. Man schuf ein Gesetz, das besagte, dass nur derjenige Beamter oder Priester werden könnte, der im spanischen Mutterland geboren sei. Auf diese Weise hoffte man auch ohne rassische Begutachtung alle Indioabkömmlinge von der Herrschaft auszuschließen. Eine Politik, die sich bis ins 19. Jahrhundert hinein bewährte. Der Rassismus, die Theorie von dem ungleichen Wert verschiedener Menschengruppen und Rassen, entstand erst am Ende des 18. Jahrhunderts. Die wichtigsten Vertreter des neuen Glaubens waren die französischen Adligen Francois de Montlosier und der Graf Joseph Arthur de Gobineau. Sie entwickelten ihre Theorien vor allem um den Gleichheitsgedanken der französischen Revolution von 1789 zu widerlegen. Montlosier und Gobineau behaupteten, dass mit der Revolution der Plebs, die Untermenschen zur Macht gelangt wären. Die von der Revolution entmachteten Adligen seien die Nachfolger der germanischen Oberschicht, die im frühen Mittelalter das Volk vom römischen Joch befreit hätten.
Der Graf warnte vor der Gefahr der Völkervermischung, da sie den Untergang der nordischen Rasse bedeutete. Die nordische, germanische Rasse sollte rein bleiben und alle anderen Rassen beherrschen. [2]
Während die Feudalherren einen Mythos predigten, um die Prinzipien der Gleichheit und Brüderlichkeit zu widerlegen, wandte sich das aufsteigende Bürgertum den Naturwissenschaften zu, um seine Herrschaftsansprüche zu verteidigen. Wir wollen hier nicht die Theorien der Sozialdarwinisten genauer beschreiben.
Der Begründer dieser Schule, Sir Francois Galton, ein Vetter Darwins, war Arzt und hatte sich mit genetischen Problemen beschäftigt. In seinem Buch: " Heredity Genius and Character" das 1865 erschien, betont er, dass alle Begabung vererbt sei und vernachlässigt die Umwelt völlig. Er gelangte zu dem Resultat, dass alle höheren und wohlhabenden Schichten von Natur aus begabt seien, die unteren Schichten dagegen seien von Geburt an minderwertig. Die Bestgeborenen wollte er nach tierzüchterischen Prinzipien auswählen und ihre Fortpflanzung unterstützen. Auf diese Weise wollte er die Rasse verbessern ( Eugenik). Die Fortpflanzung der Armen und der niederen Schichten, die sich durch Kontraselektion unnötig mehren, wollte er durch die Abschaffung der sozialen Maßnahmen verhindern.
Diese angeblich rein erblichen und biologischen Unterschiede zwischen den sozialen Klassen übertrugen die englischen Wissenschaftler auch auf die Rassen. Sir Francois Galton versuchte darzulegen, dass weder Erziehung noch eine andere Umwelt irgendwie die Zurückgebliebenheit der Afrikaner ändern würde. Eine Theorie, die sich die englische Grossbourgeoisie als Bestätigung ihrer Kolonialpolitik zu nutze machte. Die amerikanischen Wissenschaftler versuchten hingegen die Sklaverei durch die Minderwertigkeit der farbigen Rasse zu erklären. Die Plantagenbesitzer in den Südstaaten der USA suchten nach einem modernen biologisch begründeten Dogma, um die Aufrechterhaltung der Sklaverei zu rechtfertigen. So wurde im Jahre 1850 im Staate Louisiana ein medizinischer Ausschuss gegründet, der die " Krankheiten und physischen Besonderheiten der Negerrasse" erforschen sollte. Der Vorsitzende war ein angesehener Arzt aus New Orleans: Dr. Samuel A. Cartwright. In dem Bericht der Kommission: kommt Cartwright zu folgenden "wissenschaftlichen" Schlüssen: "mangelhafte Belüftung des Blutes in Verbindung mit einem Mangel an Hirnsubstanz im Cranium sei die wahre Ursache jenes minderen Geisteszustandes, der die Afrikaner daran hinderte, für sich selbst zu sorgen. Da viele pathologische Zustände auf mangelhafte Blutreinigung zurückzuführen seien, da sowohl Körper als auch Geisteskraft von der Vitalisierung des Blutes abhängen" erklärt Cartwright weiter: " es ist das rote, lebenswichtige Blut, das, ins Gehirn geschickt, ihren Geist befreit, solange sie der Herrschaft des weißen Mannes unterstehen; und es ist der Mangel an jenem roten, lebenswichtigen Blut, der ihren Geist an Ignoranz und Barbarei fesselt, wenn sie in Freiheit leben." Er schließt seine Analyse mit der Behauptung, er habe gezeigt, "dass zwischen den beiden Rassen ein fundamentaler geistiger und körperlicher Unterschied besteht, der so groß ist, dass das, was dem weißen Manne gut tut und nutzt, der Negerrasse nicht nur unzuträglich, sondern für ihr Glück geradezu Gift ist. [3]
Die Minderwertigkeit der Neger und Farbigen, die Notwendigkeit der Sklaverei wurde von Politikern und Philosophen aber auch von Theologen immer von neuem postuliert. Den Satz: Gott hat verschiedene Rassen geschaffen, finden wir auch in der modernen Literatur. Die Behauptung, dass der Neger in Wirklichkeit ein Tier ohne Seele sei stammt von einem Priester Namens Buchner. 1902 erschien ein Buch von Charles Carrol: " The Temptor of Eve." In diesem viel gelesenen und wissenschaftlich aufgemachten Werk, erklärt der Autor, der Neger sei eine Art höherer Affe. Gott schuf ihn einzig und allein damit er Adam uns seinen Nachkommen als Diener zur Verfügung stehe. Er wäre nur dazu dagewesen um die manuellen Arbeiten rund um den Garten Eden durchzuführen.[4]
In den Nordstaaten der USA. versuchte man am Anfang des verg. Jahrhunderts die Farbigen und die angeblich minderwertigen Einwanderer aus den latein-amerikanischen Ländern von der Immigration auszuschließen. Lewis Terman ein Mitglied der Human Betterment Foundation, einer wissenschaftlichen Gesellschaft, erklärte, die Schwachsinnigkeit sei in den spanisch - indianischen Familien sowie bei den Negern stark verbreitet. Man solle daher diese Gruppen einfach sterilisieren.[5]
Der bekannte Zoologe Davenport bezeichnete die Armen in den Südstaaten als eine Unterrasse mit fehlerhafter genetischer Ausstattung. Dank der finanziellen Hilfe der Witwe des amerikanischen Eisenbahnmagnaten E. H. Harriman gründete Davenport den Eugenics Record Office, der sich besonders mit der Einwanderungsbeschränkung beschäftigte.
Als Spezialist für Bevölkerungsfragen wurde er im Jahre 1912 zum Leiter der Pellagrakommission ernannt, die sich mit den Ursachen dieser Krankheit befassen sollte, die volkstümlich als Maisesserkrankheit bezeichnet wurde. Wie schon der Name sagt, ist die Pellagra eine Mangelerkrankung derjenigen Bevölkerungen in den Südstaaten der USA und in Mittelamerika, die sich fast ausschließlich von Mais ernährt. Da die Armen praktisch weder Fleisch noch Eier oder Milch konsumieren, leiden sie ständig unter Eiweißmangel. Ihre einzige Proteinquelle sind schwarze Bohnen, aber denen fehlt es an bestimmten für den Körperaufbau wichtigen Aminosäuren.
Die Krankheit ist durch einen blasigen Hautausschlag, Durchfall, Kopfschmerzen und Gedächtnisschwund charakterisiert. Nach Dr. Davenport und seiner Kommission, die arme Weiße und Indios im Süden der Vereinigten Staaten untersucht hatten, kamen zu folgendem Schluss: Diese Symptome entsprächen einer Erbkrankheit, die vor allem bei Indios aber auch bei Weißen auftrete. Bei den letzteren fände man dieses Leiden "nur bei Gesindel chronisch armer Herkunft infolge ihres fehlerhaften Erbgutes und ihres schlechten Blutes." Die Krankheit hänge nur von konstitutionellen erblichen Merkmalen ab. Das heißt die großen Wissenschaftler hatten nicht erkannt, was das Volk bereits wusste, als es den Namen "Maisesserkrankheit" schuf. Bis zum Jahre 1943 haben die offiziellen Behörden dieser pseudowissenschaftlichen Theorie Glauben geschenkt und nichts gegen diese Eiweißmangelerkrankung unternommen, an der jährlich mehrere tausend Menschen starben. Im Jahre 1943 benötigte man die Arbeitskräfte für die Kriegswirtschaft. Ein Ernährungsprogramm wurde entwickelt, dass sich durchaus als wirksam erwies. Diese Fehlleistung der Experten scheint uns besonders tragisch, weil ein junger Arzt, Dr. Joseph Goldberg vom öffentlichen Gesundheitsdienst, bereits 1914 den Ursprung der Krankheit eindeutig nachgewiesen hatte. Bei Häftlingen, die sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatten, konnte er die Pellagra durch eine völlig einseitige Maisernährung auslösen. Durch Eiweiß -Vitamin- und Mineralgaben wurden die Erkrankten in kürzester Zeit geheilt. Die deutschen Rassisten traten erst etwas später in Erscheinung. Die deutschen Imperialisten waren sozusagen die letzten, die ein Kolonialreich gründeten. Daher war das deutsche Monopolkapital besonders aggressiv, denn es musste in Afrika seine Stellung gegenüber den schon alteingesessenen französischen und englischen Koloniallisten behaupten. Die ideologische Führung der Expansionsstrebungen übernahm der 1891 gegründete "Alldeutsche Verband". Der Aufruf zur Gründung dieser rein politischen Gesellschaft war von 5 bekannten Medizinern unterschrieben worden - den Professoren Felix, Fick und Lubarsch. Im übrigen gehörte um 1900 jeder 20. Arzt oder medizinische Hochschullehrer der "Deutschen Kolonialgesellschaft" an. Die Tropenärzte standen im wahrsten Sinne des Wortes an der vordersten Front einer militärischen Kolonialpolitik. Wie der Marinegeneralarzt Ziemann es ausdrückte: "Wir sollen einen Stamm erlesener Pioniere heranzüchten, deren kolonisatorische Eigenschaften sich auf ihre Nachkommen vererben. Ein weiterer Tropenarzt, Buchner, forderte für die Eingeborenen, Strafgelder, Strafarbeit, körperliche Züchtigung und Arbeit an der Kette. Der Generalarzt Steuber und Dr. Külz erklärten, dass man auf die Gesundheit und vor allem auf die körperliche Leistungsfähigkeit der Eingeborenen achten müsse, wenn man sie zur Arbeit heranziehen und das Land wirklich erschließen wolle. Dr. Külz beschrieb diese Gesundheitspolitik mit folgendem Satz: "Ich schwärme keineswegs für die übergroße Humanität in der Behandlung unserer Eingeborenen, sondern wünsche ihnen im Gegenteil eine ernste Dressur zur Arbeit." [6]
Genau wie die amerikanischen Sklavenhalter und ihre Mediziner, behaupteten die deutschen Ärzte, dass auf Grund seiner biologischen Besonderheit und auf Grund seiner Blutzusammensetzung der Neger die körperliche Dressur benötige. Ein Paradigma, das dann von anderen Verantwortlichen in den deutschen Kolonien übernommen wurde. Um nur ein Beispiel anzuführen: Herr Baron von Weber, Führer der Antivivisektionsbewegung in Deutschland, der in seinem Buch; die Folterkammern der Wissenschaft, die Quälereien der armen Tiere so scharf gebrandmarkt hatte, unterstützte eifrigst die Forderung der körperlichen Dressur der Afrikaner. In seinem Reisewerk: "4 Jahre in Afrika" empfiehlt er für die Bestrafung der Neger den Tschambok, die Rhinozerospeitsche zu benutzen. Er begründet diese Technik mit der Behauptung, dass die Haut der Neger offensichtlich weniger sensibel sei, als diejenige der Weißen, die gewöhnliche Peitsche mit 9 Schnüren sei ungenügend. Die Anwendung den Tschamboks hingegen erfülle ihren Zweck in jeder Weise. Ein Schwarzer, der ein halbes Dutzend Hiebe mit dieser Peitsche erhielt, schloss plötzlich die Augen und war eine Leiche. [7]
Die deutschen und die amerikanischen Ethnologen, Anthropologen und Psychiater begnügten sich durchaus nicht damit, die Menschen nach der Hautfarbe einzuteilen. Sie klassifizierten sie vor allem nach ihrer Schädelform, der Länge oder Breite des Kopfes, nach der Schädelkapazität ja teilweise dem Gehirngewicht. Für die Rassenhygieniker gehörten die langschädeligen, großen und blonden Nordländern der Herrenrasse an. Die kurzschädeligen resp. dunkelhaarigen sind dagegen von Natur aus minderwertig. Während die Germanen und ihre Nachkommen langschädelig und wertvoll sind, zählen die dunkelhaarigen, kurzschädeligen Bewohner Mitteleuropas zur weniger wertvollen ostischen der dinarischen Rasse. Die hellhäutigen kurzköpfigen Ostbalten oder Slawen sind auf Grund Ihrer Kopfform als unwert zu betrachten. Auf der untersten Stufe stehen nach Meinung der damaligen führenden Anthropologen in Deutschland, die westische oder mediterrane Rasse, der die Italiener, Franzosen, Spanier und Griechen angehören. Als es sich herausstellte, dass gerade diese Völker besonders langschädelig sind, erklärte Alfred Ploetz, der Vater der Rassenhygiene in Deutschland und Herausgeber des Archivs für Rassenkunde und Gesellschaftsbiologie, dass bei den Südeuropäern die Langschädeligen weniger Begabung zeigen als die Kurzköpfigen. Die Theorie der Höherwertigkeit der schmalköpfigen, blonden Protestanten gegenüber den rundköpfigen, dunkelhaarigen Südländern und Mongolen, hatte bereits 1870 in der USA einen Einbruch erlitten, als man feststellte, dass die Schädelform der Afrikaner derjenigen der Skandinavier gleiche. [8]
Auch der Altmeister der Anthropologie, Professor Eugen Fischer, hatte bewiesen, dass die Schädellänge der Europäer und der Asiaten ungefähr dieselbe ist, während die Afrikaner die längsten Schädel besitzen. In seinem ersten Fachbuch für Anthropologie schrieb Fischer: "Über den Wert des Längen-Breiten Index (d. h. die Schädellänge) ist viel gestritten worden, selbstverständlich kann er so wenig wie ein anderes Merkmal über die Zusammenhänge der Rasse entscheiden". [9]
Er betonte, dass die rundköpfigen Deutschen ebenfalls ein germanischer Stamm seien. Wenn auch die verschiedensten Untersuchungen ergaben, dass gerade die Kopf- und Schädelform sich ständig veränderten und besonders umweltbedingt sind, predigen die Anthropologen und Genetiker nach 1933 das Dogma der Schädelform. Gemeinsam mit dem Rassespezialisten KFK Günther hatte Fischer schon 1930 ein Buch herausgegeben: "Deutsche Köpfe, nordischer Rasse ",das für die Sippenforscher zur Bibel wurde.
Ab 1938 erstellten die Universitätsprofessoren und ihre besonders ausgebildeten Assistenten Abstammungsgutachten für die Reichsstelle für Sippenforschung. Diese Expertisen beruhten auf Messungen der Länge und der Form des Schädels, der Nasen- und Ohrenform, der Höhe der Oberlippe, der Form der Lidfalte und der Augenbrauen, sowie der Augenfarbe, der Haar - und Hautfarbe. Ausgeführt wurden die Untersuchungen von anthropologischen Instituten, deren Leiter eine Sonderstellung einnahmen. In den meisten Fällen handelte es sich bei den Rassengutachten darum, festzustellen, ob der Kandidat jüdischer Abstammung sei. Wurde die Frage bejaht, so bedeutete dies für den Prüfling den Verlust aller bürgerlichen Rechte, oder die Einweisung in ein Konzentrationslager und schließlich den Gastod. In dem Buch "Das Reichssippenamt entscheidet", ist ein erbbiologisches Gutachten wiedergegeben, das vom Universitätsinstitut in Frankfurt am Main(Leiter Baron Otmar von Verschuer) erstellt wurde. Wir finden dort folgende Beschreibungen:
Hinterhaupt….steil, mäßig vorspringend, Schädelform im Ganzen rund hoch. Ohrform dreieckig - Stellung oben abstehend unten nicht abstehend, Breite mittel, Länge mittel. Wangenhaut ganz - Hautfarbe weiß, rosa In einem Schreiben an die Reichsstelle vom 27.07.1940 erklärt O. Verschuer: Irgendeine Bewertung oder Urteil kann von mir nicht abgegeben werden, da dann die Kenntnis der Unterlagen, in erster Linie ein weitgehender Sippenbefund notwendig wäre. Am 03.09.1940 wird O.Verschuer durch die Reichsstelle doch aufgefordert, ein Rassegutachten zu schreiben, unbeschadet des Informationsmangel. Am 06.09.1940 erstellt er daraufhin das Gutachten, nachdem ihm die Reichsstelle Bilder der Eltern, sowie der Eltern des Vaters, des Bruders des Vaters und des Vaters, Mutter zur Verfügung gestellt hat. Im dem Gutachten heißt es: "Auf die Frage der Reichsstelle gebe ich folgende Antwort: Auf Grund des Erscheinungsbildes des R.F. und seiner Nachkommen, sowie der persönlichen Untersuchung des Prüflings kann weder mit Wahrscheinlichkeit noch hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass ein Jude der Erzeuger des R.F. gewesen ist. Auf der anderen Seite sind die Unterlagen und die aus ihnen erhobenen Befunde nicht ausreichend um auszuschließen, dass ein Jude der Erzeuger des R.F. nicht gewesen ist. Eine solche Feststellung wäre nur möglich, wenn bei R.F. und seinen Nachkommen ausschließlich Merkmale vorhanden wären, die bei Juden und Judenmischlingen fast nicht vorkommen, wie z. B. reine nordische oder fälische Rasse. In dem Herkunftsgebiet der Familie F. (Mähren) sind gerade solche Rassentypen zu selten, innerhalb der dortigen Mischbevölkerung muss es praktisch als unmöglich bezeichnet werden, einen Juden als Urgroßvater durch die rassenbiologische Untersuchung auszuschließen". [10]
Horst Seidler und Andreas Rett erklären, dass die Anthropologen nach damals gültigen wissenschaftlichen Gesichtspunkten geurteilt haben. Wenn man aber weiß, dass bereits am Anfang dieses Jahrhunderts sogar auch von Eugen Fischer selbst bewiesen wurde, dass die Kopf- und Schädelform besonders labil umweltbedingt sei und das sich die rundköpfigen in Deutschland ständig vermehrten, so kann man dieses Gutachten nicht ernst nehmen. Nicht nur die Kopfform, sondern auch die Körperlänge wurde von den Rassenfanatikern in Amerika und Deutschland als ein Zeichen der Höherwertigkeit der germanischen-nordischen Rasse angeführt. Immer wieder wurde behauptet die Körpergröße entspräche einem hohen geistigen Niveau. Da hatten Ärzte und Völkerkundler schon Anfang des Jahrhunderts festgestellt, dass gerade die Körperlänge besonders stark umweltbedingt ist. In Europa finden wir, dass unsere Vorfahren, ganz gleich welchem Volksstamm oder welcher Rasse sie angehören bedeutend kleiner waren als wir es heute sind. Kein normaler Mann unserer Zeit passt in eine mittelalterliche Ritterrüstung hinein, oder kann sich in einem Bett des 18. Jahrhunderts ausstrecken. Die Schulkinder der Stadt Jena sind heute etwa 10-12 cm größer als vor 100 Jahren und ähnliche Beobachtungen gibt es in allen modernen Industrieländern. Die mittlere Körpergröße von Stuttgarter Volksschülern wurde während der Jahre 1914-1958 regelmäßig gemessen. In der Zeit des ersten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren 1914-1920 sank die durchschnittliche Größe in Vergleich zur Vorkriegszeit um 4 cm. In den Jahren 1922-1940 waren die Kinder um 10 cm größer geworden. Denn während des zweiten Weltkrieges nahm die Zahl wieder um 5 cm ab, um während der Jahre 1948-1958 wiederum um mehr als 5 cm anzusteigen.
Die moderne Wissenschaft hat für dieses Phänomen der früheren und stärkeren physischen Entwicklung die Bezeichnung Akzeleration geschaffen. Sie führt im übrigen auch zu bedeutend höheren sportlichen Leistungen wobei die Olympiasieger immer jünger werden. Diese Akzeleration widerspricht den Voraussagen der englischen, amerikanischen und deutschen Eugeniker und Rassenforscher, die schon am Ende des vorigen Jahrhunderts, aber vor allem nach dem ersten Weltkrieg die Degeneration und den Verfall der Europäer voraussagten, falls man nicht die nordische - germanische Rasse rette und die minderwertigen Proletarier zurückdränge.
Am Anfang des Jahrhunderts versuchte man die Höherwertigkeit der reinen Germanen psychologisch und kulturell zu begründen. Der englische Geschichtsphilosoph Houston Stewart Chamberlain, Schwiegersohn Richard Wagners, verherrlichte in seinen Schriften die Germanen, insbesondere die Deutschen innerhalb der Spezies Mensch. Nach der Meinung Chamberlains sind sie allen anderen Völkern an Intelligenz, politischer und kultureller Begabung überlegen. Während er in England wenig Anhänger fand, nahm man ihn in Deutschland mit Begeisterung auf. Wilhelm der II. bezeichnete ihn als Streitkumpan und Bundesgenossen im Streit um Germanien. Sein Werk ist nicht nur durch einen völlig irrationalen Germanenkult gekennzeichnet. Um seinen christlichen Glauben zu retten, behauptete Chamberlain, dass Jesus gar kein Jude war sondern der uneheliche Sohn eines germanischen Kriegers. Er ist der Überzeugung die nordische Rasse sei durch die Katholische Kirche bedroht, besonders durch den Jesuitenorden. Der Begründer der Gesellschaft Jesu, Ignatius von Loyola sei ein Baske, also von minderer Rasse gewesen. [11]
Sein Buch erschien bis 1935 in 20 Auflagen in Deutschland. Der von den Nationalsozialisten am meisten gefeierte Rassenideologe war H. F. K. Günther, ein Philologe der 1930 von dem thüringischen nationalsozialistischen Innenminister Frick, gegen den Willen der Fakultät zum Professor in Jena ernannt worden war. Er glorifizierte die germanische nordische Rasse, die er als den Träger aller Tugenden, aber auch aller Verbrechen ansah. Der echte, reine nordische Mensch vereint: Heiligkeit, Beschaulichkeit, günstige Herzlichkeit mit Tatendrang und unerbittlicher Härte. Dagegen bezeichnet er die Bewohner Mitteleuropas und der Alpen, die Böhmen, Sachsen und Süddeutschen als ostisch. Nach Günther sind diese Menschen arbeitsam, engherzig, unedel. Es fehlt ihnen an eigentlichen Schöpfergaben. Günther warnt ausdrücklich vor Rassenmischungen innerhalb des deutschen Volkes. Die nordische Frau sei nur dazu geschaffen, schmalköpfige Kinder zur Welt zu bringen. Die Geburt ostischer rundköpfiger Kinder könnte bei diesen Frauen zu einer Katastrophe führen. Die Ehen zwischen Germanen und Wenden (Sorben) bezeichnet er sogar als Rassenschande. [12]
Nach der Machtergreifung durch die NSDAP hat sich Professor Günther aber nicht damit begnügt die nordische Herrenrasse zu preisen und die Notwendigkeit einer "Wiedervernordung" dazulegen. Der Anthropologe Karl Saller, der die Unsinnigkeiten der Güntherschen Theorien in Fachzeitschriften dargelegt hatte, verlor seine Dozentur an der Universität Göttingen. Sein Mitautor und Mitstreiter, der Botaniker Fritz Merkenschläger erging es noch schlimmer. Da der junge Dozent sich gegen die Menschen züchterischen Theorien des Reichsbauernführers Darré (1895-1953)gewandt hatte, brachten ihm seine Schriften Gefangenschaft und sogar einen Aufenthalt in einem Konzentrationslager ein, das er glücklicherweise überlebte.
In der Judenfrage arbeitete Professor Günther gemeinsam mit Professor G. Montandon vom Anthropologischen Institut in Paris einen praktischen Vorschlag aus. Montandon, ein geborener Schweizer war der einzige französische Wissenschaftler, der bereit war, mit dem Institut des Question Juives in Paris zusammen zu arbeiten. Die beiden Gelehrten schlugen die Schaffung eines jüdischen Staates in Afrika vor und die Deportation aller Juden auf die Insel Madagaskar. Eine besondere biologische Note erhielt dieses Projekt durch den Vorschlag Professor Montandons, vor allem jüdischen Frauen vor dem Abtransport nach Afrika die Nasen abzuschneiden. Es ist richtig, das die Erfinder und eifrigsten Theoretiker des Antisemitismus Theologen, Politiker, Schriftsteller und Philosophen, also keine Naturwissenschaftler waren. Der Chefideologe des Wettkampfes gegen die Juden, Alfred Rosenberg (1893-1946) war ursprünglich Journalist. Seine rassistischen Theorien legte er in einem Buch dar, welches mit Recht den Titel "Der Mythos des 20. Jahrhunderts" trug. Rosenberg brachte eine metaphysische Darstellung des satanischen, jüdischen Menschen, der dem, mit der Natur verbunden luciferischen Menschen gegenüber steht. Der Mythos der Seele sei durch die Eigenschaft des Blutes bedingt. Das Blut muss gegen das Blut kämpfen. Der nordische Mensch muss den Rassenkampf mit allen Mitteln und mit aller Rücksichtslosigkeit führen. Auf Grund eines biologischen Gesetzes sei die Menschheit in Rassen unterteilt, die sich mehr voneinander unterscheiden als die verschiedenen sozialen Schichten der Gesellschaft. Nach Rosenberg löst der Mythos des Jahrhunderts unter dem Zeichen des Hakenkreuzes die rassische Weltrevolution aus.
Schon vor 1933 fand der Mythos des Blutes und der Antisemitismus dieses Rassenfanatikers Anhänger unter den Naturwissenschaftlern und Ärzten. In dem bekannten Lehrbuch der Humangenetik von Baur, Fischer und Lenz heißt es: "Wenn wir unsere Rasse als eigenwertig und unersetzlich ansehen, so ist eine solche Wertung zwar unbeweisbar, aber auch unwiderlegbar". [13]
Der Professor für Pathologie an der Breslauer Universität, Martin Staemmler stellte eine Rassentheorie auf, nach der alle fremdrassigen (nicht nordischen) als minderwertig eingestuft wurden. Er klagte, dass alles Verständnis für Rassenfragen aufhöre, sobald man das germanisch - slawische Gebiet verließe. Nach Staemmler ist die Vermischung der deutschen Rasse mit Fremdrassen (außereuropäischen Rassen) ein schweres Verbrechen. [14]
Ein Amateuranthropologe, der aber von der Fakultät in Leipzig unterstützt wurde, Hermann Gauch, schrieb in Jahre 1933: "Der nicht nordische Mensch, nimmt eine Zwischenstellung zwischen dem Menschen und dem Affen ein." [15]
Professor Reche, Leiter des Instituts für Rassen-und Völkerkunde der Universität Leipzig erklärte seinen Studenten: Dienst an Volk und Rasse ist ebenfalls Gottesdienst. Im Jahre 1939 ruft das rassenpolitische Amt Herrn Professor Reche zur Hilfe, um allen abwegigen Angriffen von Rechtswahrern, die sich gegen die erb - und rassenkundlichen Untersuchungen formiert hatten, entgegenzutreten. Daher wurde der Parteigenosse Professor Reche beauftragt, sich in Bezug auf die rassenkundlichen Untersuchungen noch einmal eingehend und abschließend zu äußern. Reche versuchte in einem ausführlichen Dokument alle Einwände, die von Juristen und Fachleuten gegen die in den Abstammungsprozessen angewandten Methoden formuliert worden waren, zu widerlegen. Zum Schluss schreibt er: "Nach diesen Hinweisen auf die Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit der erbbiologischen Methoden sei zum Schluss noch erwähnt, dass der Hauptwert des Abstammungsnachweises nicht in der Klärung rechtlicher Fragen beruht, sondern in den Hilfen, die die Rassenpolitik und die Rassenhygiene gewährt. Hier ist die erbbiologische Methode unentbehrlich. Nur mit diesem Mittel ist es möglich... zu verhindern, dass auf unehelichem Wege fremdes Rassenblut und erbliche Belastung in die Sippe eingeschmuggelt wird". [16]
Die Leiter der verschiedenen Anthropologischen Institute (mit Ausnahme von Professor Fritz Lenz), die zu wissenschaftlichen Experten für den Abstammungsnachweis berufen waren, erklärten, sie könnten sehr wohl an Hand einer Fotografie sichere Aussagen über die Abstammung eines Menschen machen. [17]
Die Bestimmung, dass die Rassengutachten vor den Prüflingen geheim zu halten waren und vor allem die Tatsache, dass die Professoren und ihre Assistenten 1945 so weit es möglich war, alle Unterlagen vernichteten, sprechen in keiner Weise dafür, dass sie von der Wissenschaftlichkeit ihrer Methoden überzeugt waren. E. Fischer der Altmeister der Genetik in Deutschland arbeitete nicht nur mit seinen Kollegen zusammen um Menschen, zu selektionieren, zu klassifizieren und der Vernichtung preiszugeben, sondern er förderte den Philologen Günther in seiner Pseudowissenschaft. Er schrieb nicht nur, dass alle Kultur von der nordischen Rasse geschaffen wurde, auch die Hochkulturen Indiens waren durch den germanischen Einfluss entstanden und die Blüte der sog. Renaissance sei auf die Germanen zurückzuführen. Fischer erklärt auch, dass das Erbe alles bedeute und die Umwelt keinerlei Einfluss habe. [18]
Mit Günther behauptete er, dass die Griechen blond gewesen seien. Eugen Fischer schaffte sozusagen die theoretische Basis für die "biologische" Bevölkerungspolitik des Nationalsozialismus. 1933 schrieb er in seinem Buch: Der völkische Staat biologisch gesehen: "Solange man den Rassenbegriff deskriptiv fasste - eine Schädelmesserei - war jede Mahnung, dass die Ausschaltung jeglicher Auslese und Ausmerze zum Untergang führen musste umsonst". An anderer Stelle erklärt er, dass der Niedergang der Völker rassenbiologisch begründet sei. Steigende Kultur bringe fast immer die Zerstörung der eigentlichen Erbträger. [19]
Während er noch in den dreißiger Jahren schreibt. Die Juden seien nicht minderwertig aber sie müssten als fremd abgelehnt werden. Es könne keine reine Volksdeutsche Kultur durch die Mischung mit ihnen entstehen, ist Fischer schon wenige Jahre später der wissenschaftliche Berater Alfred Rosenbergs für die Endlösung der Judenfrage.
Im März 1941 nimmt Professor Fischer gemeinsam mit seinen Kollegen Professor H. F. K. Günther und dem Anthropologen Professor von Verschuer an einer Tagung des Rosenbergschen Instituts teil, auf der die "Ausmerzung" der Juden begründet wurde, da eine Verelendung und Zwangsinternierung für die Eliminierung dieser Volksgruppe nicht genüge. Im Frühjahr 1942 geht Fischer in seiner biologischen Rassenanalyse noch einen bedeutenden Schritt weiter, bei einem Vortrag in Paris urteilt er... "die Moral und Tätigkeit der bolschewistischen Juden zeugt von einer solchen ungeheuerlichen Mentalität, dass man nur noch von Minderwertigkeit und von Wesen einer anderen Spezies sprechen kann". [20]
Nicht nur in der Judenfrage hat der große Anthropologe alle Regeln der Wissenschaft vergessen. Er war auch sonst bereit seine Befunde den politischen Aktualitäten anzupassen.
Der oberste SS Führer Heinrich Himmler (1900-1945) wollte aus dem Quedlinburger Dom ein nordisches Heiligtum machen. Er entfernte aus der Kirche alle christlichen Bilder, Skulpturen und Ornamente, sodass nur bestimmte germanische Elemente der Innenarchitektur übrig blieben. Da Himmler glaubte von dem Sachsenkönig Heinrich dem I. abzustammen, wollte er diesem "nordischen" Helden ein echt germanisches Grabmal in Quedlinburg errichten. Er beauftragte Professor Fischer die Gebeine des Sachsenkaisers unter den Skeletten in der Domgruft ausfindig zu machen, Der Anatom begutachtete die Knochen und wählte ein entsprechendes Skelett für die Beisetzung Kaiser Heinrichs aus. Wie Biologen des Quedlinburger Instituts für Pflanzenzüchtung L. Segal 1955 berichteten, stellte man nach dem Kriege fest, dass der begeisterte Anatom das Skelett einer Frau ausgewählt hatte, die an einer angeborenen Hüftluxation litt.
Professor Fischer hat in seinen Memoiren und in seinen Schriften, die er nach 1945 veröffentlichte, weder die Überlegenheit der germanischen Rasse noch der nordischen Kultur erwähnt. Über die Juden schweigt er sich völlig aus. Das Urteil seinen Mitautor H.F.K. Günther betreffend lautet: "er gab eine äußerst anschaulich geschriebene Rassenkunde des deutschen Volkes" heraus. Sie war glänzend geschrieben hat aber in weiteste Kreise völlig irrige und schematische Vorstellungen hineingetragen. Politische Gewalt und fanatische Weltanschauung haben sich des Stoffes bemächtigt und ihn als sog. Grundlage für schwerste Verbrechen missbraucht. Der Mitautor der Endlösung der Judenfrage hat sicherlich seine Rolle vergessen wenn er schreibt: "Es ist sicher nicht Schuld der Eugenik, wenn im Nationalsozialismus heilloser und verbrecherischer Missbrauch unter gänzlicher Verkennung der wirklich erbbiologischen Tatsachen und Missachtung jeder Menschenwürde betrieben worden ist und es tief zu bedauern, dass als Reaktion darauf die wahre eugenische Forschung schwer getroffen wurde, am schwersten natürlich in Deutschland. Man beschuldigt auch nicht den christlichen Glauben für die Inquisition". [21]
Es stimmt allerdings, dass Professor Fischer, als er an der Aussonderung der Zigeuner und der Endlösung der Jugendfrage arbeitete niemals von Eugenik, sondern von Erblichkeitslehre, Rassenhygiene und völkischer Biologie sprach.
Fischers Nachfolger und Schüler, Otmar Freiherr von Verscheur hat mit ihm gemeinsam in allen Gremien gesessen, die über die Sterilisation der Kranken und Minderwertigen, die Aussonderung der Zigeuner und die Endlösung der Judenfrage entschieden. Herr von Verschuer hatte bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Gelder beantragt, um seinem Assistenten Dr. Mengele eine Forschungsstelle in Auschwitz einzurichten. Für sein Anthropologisches Institut wurden dort die tödlichen und grausamen Menschenversuche durchgeführt, von denen der Freiherr später behauptete, er habe nichts darüber gewusst. Nachdem von Verscheur 1951 erneut zum Professor ernannt worden war zitiert er in Kürschners Gelehrtenkalender auch nur seine Arbeiten, die nach 1949 veröffentlicht wurden. Auch er schreibt nicht mehr über Rassenhygiene, sondern über Eugenik. 1966 erscheint sein Buch über Eugenik, dass eine an einigen Stellen lückenhafte Geschichte dieses Faches bis zum Jahre 1932 enthält und mit dem Satz endet: " Diese Entfaltung der Eugenik wurde gestört durch die Machtergreifung des Nationalsozialistischen Staates". Das schreibt derselbe Mann, der 1934 schrieb: "Die deutschen Eugeniker haben sich damals in 3 Gruppen geschieden... Eine 3te Gruppe schloss sich den politischen Kreisen an und brachte mit ihnen die N.S. Bevölkerungs- und Rassenpolitik zur Durchführung. Die rassenpolitischen Gesetze und Gewaltakte hatten allerdings mit Eugenik nichts mehr zu tun. Sie waren Ausfluss einer politischen Ideologie". [22]
Das schrieb derselbe Mann, der sich 1934 in einem Lehrbuch für Mediziner in folgender Weise ausdrückte: "Unter Volk verstehen wir eine geistige und biologische Einheit. Die geistige Einheit verdanken wir unserem großen Führer". An anderer Stelle setzte er auseinander, dass der Volkskörper durch einen Blutstrom gekennzeichnet sei. [23]
"Das erste Ziel war die Bekämpfung der rassischen Überfremdung durch die Juden", sagte er 1936 in einer akademischen Rede an der Universität in Frankfurt am Main. Diese Aussage verband er mit einem großen Lob auf Hitler. "Dass er kam ist Gnade" erklärte dieser engagierte Christ, Mitglieder der "Bekennenden Kirche", wobei er auch vom Wunder der Erneuerung sprach. Im Jahr 1950 beklagte sich Verschuer dann in der Zeitschrift "Christ und Welt" über das Unrecht, das ihm von Seiten der Universität Frankfurt geschehen sei, als man ihm 1946 seinen Lehrstuhl nicht wiedergeben wollte und polemisiert gegen die Hochschulen, die ihre Professoren (d. h. N S- Professoren) nicht geschützt hätten.
"Der Paradigmenwechsel der klassischen Genetik und seine Auswirkung auf die Bevölkerungsbiologie des Dritten Reiches" ist der Untertitel eines Artikels von Karl Heinz Roth über die Entwicklung der Genetik zwischen den beiden Weltkriegen. [24]
Wie er sich ausdrückt, wurden die Herrschaftsphantasieansprüche und die wissenschaftlichen Machtphantasien der internationalen Genetikergemeinde vom Stiftungskapitalismus der USA: der Rockefeller Foundation, der Carnegie Institution und einigen Chemiekonzernen weltweit gefördert. Auch die deutschen Forschungszentren gehören zu dieser internationalen Elite. Die populationsgenetischen Forschungen, das Studium der natürlichen und künstlichen Mutationen, die sich fast immer negativ auswirken, sowie die Untersuchung der erblich bedingten Krankheiten hatte viele Genetiker dazu geführt, den Verfall der Menschheit zu prophezeien und eugenische Maßnahmen zu verlangen. Der bedeutende amerikanische Forscher: H.J. Müller, die englischen Biologen, J.B.S. Haldane (1892-1964), J.S. Huxley und Wright warnten vor einer genetischen Degeneration der Kulturmenschen, die man verhindern müsse. In den USA hatten schon seit längerer Zeit diese Prognosen zu einem Sterilisationsprogramm und zu Einwanderungsbeschränkungen geführt. In den Südstaaten betrafen die Maßnahmen vor allem die Farbigen und die Mexikaner. Aber die "eugenische" Propaganda die von einigen Professoren und wissenschaftlichen Gesellschaften betrieben wurde, war nie wirklich zum tragen gekommen. In England wurden alle Vorschläge von den Parlamenten zurückgewiesen. In den nordischen Ländern gab es Sterilisationsgesetze, aber meist nur auf freiwilliger Basis und auf wenige Fälle beschränkt. Auch in Deutschland gab es bereits vor 1933 Vorschläge für ein Sterilisationsgesetz. Doch erst nach der Machtübernahme wurde unter Anleitung von Professoren der Psychiatrie und der Medizin ein Gesetz erlassen, das zur zwangsweisen Unfruchtbarmachung von mehr als 150.000 Menschen innerhalb von zwei Jahren führte. Das heißt, dass in Deutschland in diesen 2 Jahren 3 Mal mehr Menschen sterilisiert wurden, als in 42 Jahren in 33 Staaten der USA. [25]
Niemand kritisierte diese Sterilisationsorgien, die angelsächsischen Genetiker stellten diese Zwangsmaßnahmen sogar als ein Vorbild hin. Wie schon gesagt, für die amerikanischen Kollegen handelte es sich vor allem um Biologen und Genetiker mit denen sie seit Jahren zusammen gearbeitet hatten. Sie ignorierten die Schriften, die zum Völkermord aufforderten, die Sterilisationen an farbigen Kindern und den sogenannten Rheinlandbastarden, sowie die von den Professoren ausgearbeiteten Rassengesetze. Auf dem Internationalen Genetikerkongress im August 1939 waren für diese Herren Hauptvorträge vorgesehen. Auf Grund der gespannten militärischen Lage reiste die deutsche Delegation vorzeitig ab. Daraufhin ließ das Präsidium das Referat des Baron v. Verschuer verlesen, weil man ein so wichtigen Dokument zur Kenntnis nehmen wollte. Der Freiherr schlug bereits 1939 vor, genetische Studien an ganzen Bevölkerungsgruppen durchzuführen - eine Idee, die 4 Jahre später durch seinen Assistenten im Konzentrationslager Auschwitz zu den grausamsten Versuchen führte.
Man hatte sich in den Vorkriegsjahren nie von den Nationalsozialistischen Wissenschaftlern, von den Rassisten distanziert. Die Politiker hatten sowieso kein Interesse daran eine Forschergruppe, die ihnen vielleicht nützlich sein könnte, zu diffamieren. So ist es vielleicht zu erklären, dass all diese Propagandisten, der ungerechtfertigten Sterilisationen, der Tötung anormaler Kinder, der Vernichtung von unheilbaren Kranken und der Auslöschung ganzer Bevölkerungsgruppen niemals zur Rechenschaft gezogen wurden. Ihre Namen fehlen in den Akten der Nürnberger Prozesse und in den Listen derjenigen, die wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den Nachfolgeprozessen angeklagt wurden. Fünf führende Ärzte oder Leiter des Gesundheitsdienstes begingen 1945 Selbstmord. Professor Eugen Fischer, Professor O. Reche Experte des Sippenamtes, Professor B.K. Schultz, Leiter des Rassenamtes in Prag, Professor E. Rüdin, der Vater der Sterilisationsgesetze, lebten als wohlgeachtete Emeriti in der Bundespolitik. Professor Fritz Lenz, Professor M. Staemmler, Professor O. von Verschuer, sowie seine Schüler Professor Grebe und Professor Schade lehrten nach 1950 alle wieder an den Fakultäten der Bundesdeutschen Universitäten. Nur der Vertreter der nordischen Seele, der Philologe H.F.K. Günther verlor seinen Lehrstuhl. Die Mediziner und Biologen kritisierten die Unwissenschaftlichkeit seiner Theorien.
Die Professoren der Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultäten hatten ja nur rein theoretische Konzepte für alle eugenischen Maßnahmen geliefert und die rassisch Minderwertigen klassifiziert. Dass die bewusste Anwendung ihrer Wissenschaft zum Genozid an Millionen von Menschen führte, war Schuld der Politiker und für Sie nicht voraussehbar. Die deutschen Professoren und Ärzte leisteten ihren Kollegen Schützenhilfe aus ihrem Standesbewusstsein heraus, weil sie das eigene Nest nicht beschmutzen wollten! Die Ausländer schwiegen teilweise aus Unkenntnis aber auch weil sie nicht zugeben wollten, dass sie zu lange geschwiegen hatten. Viele aber wollten und konnten nicht glauben, dass angesehene Gelehrte auf Grund der politischen Konstellation und ihrem Machtrausch alle moralischen und ethischen Grenzen überschritten hatten.
Hinzu kommt, dass die wichtigsten Unterlagen verloren gegangen oder vernichtet worden waren. Keiner der Theoretiker der Vernichtung erinnerte sich mehr an die eigenen Dogmen und vor allem nicht mehr an die mörderischen Rassentheorien. Hinzu kam, dass gerade die amerikanischen Militärbehörden durchaus bereit waren, diesen Forschern zu verzeihen. Sie hatten ja nicht persönlich an den Morden teilgenommen und zeigten sich durchaus bereit mit den Alliierten zusammen zu arbeiten. Die Rassenforscher hatten aber nicht nur ihre Schriften und Vorschläge vergessen, auch ihre mit soviel Akribie durchgeführten Klassifikationen und Expertisen wurden mit keinem Wort mehr erwähnt. Der Schädelindex, die Haar- und die Hautfarbe, die Lage des Ohrs, die Form der Oberlippe verschwanden. Auch die Sterilisationswut wurde in den Fachgremien jetzt sehr viel kritischer beurteilt. 1957 entstand unter Beteiligung der Inneren Mission und des Diakoniewerks der Eugenische Arbeitskreis. Professor von Verschuer und Professor Lothar Loeffler, seinerzeit Leiter des Rassenpolitischen Amtes in Königsberg, gehörten dieser Kommission an. Hier wurde eine Novelle des Sterilisationsgesetzes beraten. Die Experten stellten fest, dass der Mangel an ausreichenden Unterlagen eine fachgerechte Humangenetik behindere, eine Wissenschaft, die für eine eugenische Familienberatung und für die genetische Forschung äußerst wichtig sei. [26]
Nach 1945 wollte man nicht mehr nach völkisch und rassischer Eigenart entsprechend der deutschen Seele oder dem Instinktverhalten selektieren. Man beabsichtigte ein erbhygienisches Register aufzustellen und die Auswahl der zu Sterilisierenden entsprechend statistischer Daten zu treffen. Da konnte es doch keinen Widerspruch geben. Diese Daten haben doch nichts mit Rassendiskriminierung zu tun.
Jedoch die Rassenfanatiker hatten neue Kriterien gefunden, die ihnen erlaubten die Höherwertigkeit der blonden Nordländer zu proklamieren. Diesmal kamen die Rassenfanatiker vor allem aus den USA und aus England. Sie gründeten die Northern League, in der sich alle teutonischen Intellektuellen zusammenschlossen. H.F.K. Günther, der zwar seine Professur verloren hatte aber weiterhin seine Pension bezog, gehörte zu den Gründungsmitgliedern dieser "germanischen" Gesellschaft. Das Ziel der nordischen Liga: "Die Bewahrung der Identität und Werte des Nordens, sodass unsere Nationen auch in Zukunft weiße, blonde und blauäugige Kinder haben können." [27]
Zwar blieb die Rassenwissenschaft der Northern League zuerst auf einige Extremisten und rechts radikale politische Kreise beschränkt, aber sehr bald konnten die nordischen Fanatiker ihre Wiederkehr an den Universitäten feiern. Diesmal standen nicht Ethnologen, Anthropologen und Genetiker an der vordersten Front, sondern die Psychologen. Schon seit dem ersten Weltkrieg wollte man den Wert der unterschiedlichen sozialen Schichten von allem aber der verschiedenen Rassen an ihren geistigen Fähigkeiten messen. Dafür nutzte man einen Intelligenztest, der von dem französischen Psychiater Alfred Binet entworfen worden war. Er diente in erster Linie dazu, die schulischen Leistungen von Kindern festzustellen, wobei die ursprüngliche Absicht darin bestand durch Hilfsmaßnahmen ihr geistiges Niveau zu verbessern.
In den USA wurde dieses Testverfahren weiterentwickelt und wurde als I.Q.(Intelligenzquotient) von allen Schulen und Behörden dazu benutzt, den "Intelligenzgrad oder -quotienten" bei Kindern und Erwachsenen festzustellen. Die amerikanischen Psychologen waren zum großen Teil davon überzeugt, der I. Q. spiele die angeborenen geistigen Fähigkeiten des Prüflings direkt wieder. Dabei vernachlässigten oder ignorierten sie den Einfluss von Erziehung, Umwelt, Tradition, sozialer Gegebenheiten und sprachlicher Barriere. Um die Rassenunterschiede besonders herauszustellen, hatten sich die deutschen Anthropologen auf die I.Q. Testverfahren berufen, die der Psychologie Professor Robert Yerks durchgeführt hatte. Professor Yerks, von der Harvard Universität hatte im Jahre 1921 mehr als 10.000 Rekruten der amerikanischen Armee einem von ihm besonders erarbeiteten I. Q. Test unterworfen. Das Resultat:

SchulbildungWeiße in Amerika geborenWeiße auswärts geborenNeger aus den NordoststaatenNeger aus den Südstaaten
8 Jahre Schule64,459,450,028,9
4 Jahre Schule23,426,019,88,4


Wenn man bedenkt, dass die auswärts geborenen Weißen oft fremde Schulen besucht haben oder die englische Sprache nicht völlig beherrschten, so erscheint uns der I Q. verhältnismäßig hoch. Besonders auffallend ist, dass der Quotient der farbigen Soldaten aus dem Norden bei derselben Schulbildung etwa doppelt so hoch ist, wie derjenige der Farbigen aus den Südstaaten. [28]
Das also der Test dem rassischen Ursprung und nicht dem Bildungsniveau entsprach ergab sich auch aus der Tatsache, dass der I.Q. der in Amerika geborenen Weißen mit 4 Schulklassen Besuch, nicht einmal die Hälfte des I. Q.´s der Farbigen mit 8 Jahren Schulbildung beträgt, sofern sie aus den Nordstaaten kamen. In den letzten 30 Jahren kam der I.Q. Test in den USA und England wieder zu Ehren. Wissenschaftler und Politiker behaupteten, dass man damit über ein objektives Maß für die angeborenen geistigen Fähigkeiten verfüge. Der Psychologe Professor Arthur Jensen von der California University und der in Deutschland geborene Hans Eysenck (1916-1997), Professor am Institut of Psychiatry der Londoner Universität sind die Propheten dieser Methode. Jensens Ansichten über die intellektuelle Minderwertigkeit der Schwarzen, die er mit Hilfe des I. Q. Tests feststellte, wurde in ernsthaften Zeitschriften oft abgedruckt. [29]
Eysenck versuchte in allen seinen Schriften zu beweisen, dass die Intelligenz erblich bedingt sei. Der I. Q. der nordamerikanischen Indianer sei der allerniedrigste, dann kämen die Neger, während die mexikanischen Indianer einen verhältnismäßig höheren Intelligenzgrad aufwiesen.
Die beiden Psychiater gelangtem zu dem Schluss, dass die Erziehungsfähigkeit der Farbigen beschränkt sei und das es daher unrationell und unökonomisch sei, ein gleiches Schulprogramm für Weiße und Schwarze beizubehalten. [30]
Es ist kein Zufall, dass die Theorien von Jensen und Eysenck in England und Deutschland von den Neonazis mit Begeisterung aufgenommen wurden. Die Mitglieder der National Front und der Northern League sehen darin die Rechtfertigung ihrer rassistischen, chauvinistischen Ansprüche auf eine nordische Hegemonie bestätigt. Es stört den aus Deutschland vertriebenen Juden Eysenck auch nicht, dass die Resultate des I.Q.Tests von Entwicklung, dem sozialen Milieu, der Erziehung oft auch von nationalen Traditionen abhängen, so dass sie in vielen Fällen durchaus nicht die angeborene Intelligenz messen.
Schon der Vater der Eugenik, Sir Francios Galton hatte im 19. Jahrh. versucht einen Intelligenztest zu entwickeln, um die ungleiche Begabung der Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten nachzuweisen. Nach mehreren Jahren gab er zu, dass er keine wesentlichen Unterschiede in der Intelligenz der englischen Elite und den englischen Arbeitern fand. So begnügte er sich bei dem Vergleich der verschiedenen Rassen mit einfachen Beobachtungen. Er kam zu dem Resultat, dass die geistigen Fähigkeiten der schwarzen Rasse weit unterhalb derjenigen der Engländer läge. Dabei schätzte er, dass das Intelligenzniveau in Europa nirgends so hoch sei wie in England. [31]
Hans Eysencks Lehrer und Mentor, der Professor für Psychologie an der Universität London, Sir Cyril Burt, nahm Galtons Untersuchungen wieder auf. Er verwandte für seine Messungen aber den modernen I.Q.Test. Bei der Anwendung des Tests fand Professor Sir Burt, dass die rassischen Intelligenzunterschiede zwar zahlenmäßig sehr gering erscheinen, dass aber eine sehr kleine Differenz im I.Q. ein Zeichen für große Abweichungen der geistigen Fähigkeiten bedeuten könne. Er findet biologisch bedingte Unterschiede im Temperament und im Verhalten. Von ihm übernimmt Eysenck die Idee, dass die Intelligenz zum größten Teil genetisch bedingt sei. Burt findet nicht nur, dass die Farbigen weniger intelligent seien als die Weißen, sondern er behauptet, dass die Nordeuropäer "intellektuell" seien, während er die Südeuropäer als "emotional" klassifiziert. Was dann zu dem Schluss führt, die Nordeuropäer seien die geistig am höchsten stehenden. [32]
Besondere Beachtung fanden die Untersuchungen von Professor Burt an Zwillingen in den Jahren 1955-1966. Dabei fand er für 6 verschiedene Gruppen, die er untersucht hatte, immer wieder den gleichen Korrelationskoeffizienten für die entsprechenden Paare, die außerdem bis in die dritte Dezimalstelle hinein identisch waren. Da für jede Gruppe eine völlig andere Anzahl von Versuchspersonen vorlag, war eine solche Übereinstimmung für jeden Statistiker eine Unmöglichkeit. Professor Jensen wollte daraufhin die Datenmaterialien von Burt überprüfen, musste aber feststellen, dass alle Originalmaterialien unauffindbar waren. Ein Korrespondent der Londoner Sunday Times ging ebenfalls den so unerklärlichen Befunden des wohlgeachteten Professors nach, dessen Ansichten bis 1971 bestimmend für das englische Schulsystem waren. Auch er stellte fest, dass es keinerlei Unterlagen über die von Burt veröffentlichten Statistiken gab. Er fand aber außerdem heraus, dass 2 der von ihm als Mitarbeiter zitierten Statistiker nicht existiert hatten, sondern ebenfalls erfunden waren. [33]
Die Aufdeckung der Fälschungen des Altmeisters der Rassendiskriminierung, hinderte aber weder Professor Jensen noch Professor Eysenck ihm weiterhin nachzueifern und ihre rassistischen Thesen auf dem so sichtlich missbrauchten I. Q. aufzubauen. Dieser bereits von Yerks auf sehr merkwürdige Art interpretierte Test wurde von ihnen weiterhin verwendet, um gegen die Integration der Farbigen in ein allgemeines Schulsystem zu protestieren.
Genau wie die nationalistischen Rassisten, die vor dem Vorfall und der Degeneration der nordischen Völker durch Rassenmischung warnten, erheben die angelsächsischen Psychiater ihre Stimme gegen die gemeinsame Erziehung von weißen und farbigen Kindern, da diese zu einem Sinken des Leistungsstandes und der Moral führe.
Nach den Erfahrungen der Hitlerzeit waren die deutschen Wissenschaftler in ihrer Beurteilung von anderen ethnischen Gruppen etwas vorsichtiger geworden. Ihre Erfahrungen als Schädelmesser, als Psychometriker und Seelenforscher hatten Resultate ergeben, die von ihnen selbst nicht mehr vertreten werden konnten. Man sprach nicht mehr von völkischem Untergang, rassischer Degeneration, biologischer Minderwertigkeit und schlechter Erbmasse. Die neuen Propagandisten des deutschen Volkstums sprechen von der Verteidigung der "christlich abendländischen Kultur" Am 17.Juni 1981, erschien das Heidelberger Manifest - unterschrieben von 15 Professoren, darunter 3 Naturwissenschaftler und 2 Mediziner. Hier ruft man das "Deutsche Volk" auf, sich gegen die Überfremdung zu schützen. Man will die Identität des deutschen Volkes, seine Sprache, Kultur und Religion gegenüber den Einwanderern bewahren, die aus einem anderen Kulturkreis stammen. Die Unterzeichner haben die Gründung eines "Schutzbundes für das Deutsche Volk" angeregt. In einem Aufruf dieser Vereinigung vom 25. November 1981 können wir lesen: "Seit Jahren wird nur die Hälfte der zur Erhaltung unseres Volksstandes notwendigen deutschen Kinder geboren, Die Geburtenziffer bei den eingewanderten Familien liegt weit über dem doppelten unserer eigenen, d. h. auf Linien, die sich bei Fortsetzung unseres eigenen Lebensverzichtes in spätestens zwei Geschlechterfolgen überschneiden. Damit müssten die eingeborenen Deutschen zur Minderheit im eigenen Land werden, mit allen politischen und kulturellen Folgen. Die Biologen (Eibl-Eibesfeld) haben auch schon wieder einen entsprechenden Terminus für das Problem gefunden: "Der Kampf der Wiegen." In den letzten Jahren hat die moderne Wissenschaft neue Methoden entwickelt, um die Menschen nach biologischen (biochemischen oder genetischen) Gesichtspunkten zu differenzieren. Man hat festgestellt, dass bestimmte Gruppen oder Individuen unterschiedlich auf die Umwelt reagieren. Biochemiker, Genetiker, Gentechnologen untersuchen ganze Bevölkerungsgruppen um festzustellen, ob sie durch bestimmte Faktoren in der Außenwelt gefährdet sind. Diese Untersuchungen werden teilweise durch Großunternehmen oder durch Militärbehörden durchgeführt um diejenigen zu erfassen, die für ihre Zwecke ungeeignet sind. So fand man Menschen die gegen bestimmte Chemikalien oder Toxine empfindlich sind. So hat man in einigen Fabriken Arbeiter, die eine höhere Empfindlichkeit gegen Schwermetalle zeigten einfach entlassen. [34]
Dies ist natürlich einfacher und vor allem billiger als den Gehalt an Schadstoffen herabzusetzen. Der Dupont Chemie-Trust hat eine Untersuchung der Erbanlagen ( genetical screening) besonders auf seine afroamerikanischen Arbeiter angewandt. Alle Farbigen wurden untersucht, ob bei ihnen eine Anlage für die Sichelzellenanämie (eine erbliche Anomalie der Blutzellen) vorlag. Man behauptete, dass die Träger dieses Gens (die Heterzygoten) besonders empfindlich gegen Schwermetalle und Chemikalien seien. Die Theorie wurde 1980 als falsch erkannt, aber es ist anzunehmen, dass die Farbigen bereits aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden waren. [35]
Doch die moderne Wissenschaft begnügt sich nicht mit der Klassifizierung, Degradierung und Aussonderung nach rassischen Gesichtspunkten - immer öfter sickern Informationen durch, die besagen, dass man versucht ethnische Waffen herzustellen. D. h. Gifte oder Mikroorganismen, die für bestimmte Volksgruppen auf Grund ihrer Entwicklung, Ihrer Lebensgewohnheiten oder auf der Basis irgendeiner biologischen Besonderheit, gefährlich sind. Auch ernsthafte Zeitschriften nannten Süd -Afrika und USA in diesem Zusammenhang.
Es scheint daher besonders wichtig, dass alle fortschrittlichen und friedlichen Menschen diese Gefahren erkennen und dass vor allem die Wissenschaftler dagegen protestieren.

Menschen seid wachsam!





[1] Chonover Stephan L. Die Zurichtung des Menschen Frankfurt a. Main. 1982 S. 44/45 Ebenda S. 49
[2]Gobineau, Jean Arthur de: Versuche über die Ungleichheit der Menschen. Stuttgart, 1907
[3]Chroover Stephan L.: Anmerkung 1. Seite 99/100
[4]Gardner, Martin: Fads and Falaoies in the Name of Seience New York 1957
[5]German Lewis.: Feeble minded Children in the Public Schools of California. - in: School and Society5, 1917
[6] Farlow S.: Ärzte und ihr politisches Verhältnis zum Imperialismus... in : Medizin und Gesellschaftswissenschaften. NO 24. Berlin 1984
[7]Bretschneider, H. Der Streit um die Vivisektion im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1964
[8]Blume, Gustav: Rasse der Menschheit Dresden 1948
[9]Fischer Eugen und G. Schwalbe: Anthropologie Berlin 1923
[10]Horst Seidler und Andreas Rett: Das Reichssippenamt entscheidet. Wien, München 1982.
[11]Chamberlain H. St.: Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts. München 1938
[12]Günther, Hans F. K.: Rassenkunde des deutschen Volkes. München 1923
[13] Baur, Erwin, Eugen Fischer und Fritz Lenz: Menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene. München 1923
[14]Blume, Gustav: Rasse oder Menschheit Dresden 1948
[15]Gauch, Hermann: Neue Elemente der Rassenforschung. Leipzig 1933
[16]Seiler, Horst und A. Rett: Das Reichssippenamt entscheidet Wien 1982
[17]Müller-Hill, Benno: Tödliche Wissenschaft Hamburg 1984
[18]Baur, E, E. Fischer, F. Lenz, Anmerkung 16. - S. 316
[19]Fischer, Eugen: Der völkische Staat biologisch gesehen. Berlin 1933 S. 12-16
[20]Müller-Hill Benno Anmerkung 20. S.20
[21]Fischer, Eugen: Die Wissenschaft vom Menschen in Gestalten unserer Zeit. Hamburg 1956
[22]von Verscheur, Otmar:Eugenik. Witten 1966
[23]von Verscheur, Otmar:Erbpathologie Leipzig 1934
[24]Roth, Karl Heinz: Schöner neuer Mensch - in der Griff nach der Bevölkerung. Herausgeber heidrun Kaupen. Hamburg 1986
[25]Ternon Yves und Sooraio, Helman: Les medecins allemands et le Natioal Socialisme.- Paris 1973 S. 155-165
[26]Schleiermacher Sabine: Die Innere Mission und ihr Bevölkerungspolitisches Programm. in Anmerkung 27 S. 87
[27]Billig, Michael: Die Rassistische internationale.....Frankfurt 1981 S. 65
[28]Baur, E., E. Fischer, F. Lenz: menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene I Teil München 1930/31 S. 317
[29]Jensen, Arthur: How much can we boost I. Q. and Scholasticartise ment..Harvard Educativnal Review 39 (1969) S. 1-123
[30]Eysenck, H.J.: Race Intelligence and Education London 1977
[31]Galton, Francois: Genie und Vererbung Leipzig 1909
[32]Billig, Michael: Anmerkung S. 48-49
[33]Chover, Stephan L. Anmerkung S. 79-82
[34] Bansen, Friedrich, Kollek, Regina: Gen Technologie. Hamburg 1987 Hensen Friedrich: Oekogenetik der Manipulation von Arbeitsplatz Risiken
[35]Colibri: No 2 September 1987 S. 14